Vision Zero – keine Verkehrstoten mehr

Quelle: Vision Zero Initative

 

Vision Zero (deutsch Vision Null) bezeichnet das Ziel, Straßen und Verkehrsmittel so sicher zu gestalten, dass keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr auftreten. Vision Zero hat seinen Ursprung im Arbeitsschutz und wurde Ende der 1990er Jahre in Schweden erstmals auf den Bereich des Straßenverkehrs angewendet. Grundgedanke von Vision Zero ist, dass Menschen Fehler machen. Daher muss das Verkehrssystem so gestaltet werden, dass diese Fehler nicht zu lebensbedrohlichen Verletzungen seiner Nutzer führen. 

 

Maßnahmen und Konzepte

Einige Maßnahmen und Konzepte, die aus dem Vision Zero Konzept entwickelt wurden, sind: 

  • Bauliche Trennung von Fahrstreifen in entgegengesetzte Richtungen. Die Fahrstreifen werden durch Barrieren ähnlich wie auf Autobahnen getrennt. Hierfür werden z.B. doppelte Stahlseile auf Pfosten genutzt. Dies konnte bei umgesetzten Projekten zu einer Reduktion der Unfälle um 90 % führen. Eine bauliche Trennung ist allerdings innerorts oder auf Straßen mit einem Fahrstreifen pro Richtung nur begrenzt möglich. Zudem muss sichergestellt werden, dass durch die bauliche Ausführung der Trennung kein zusätzliches Sicherheitsrisiko z.B. für Motorradfahrer entsteht.
  • Bushaltestellen werden verengt, um nur einstreifige Durchfahrt zu erlauben. So können Busaussteiger nicht von überholenden Autos erfasst werden.
  • Kreuzungen werden durch Kreisverkehre ersetzt. Die Gefahr von Kreuzungen, die nicht beachtet werden, ist schon länger bekannt.
  • Ortseinfahrten werden mit Verschwenkungen der Fahrbahn versehen, um die Einfahrt mit überhöhter Geschwindigkeit zu vermeiden.
  • Geschwindigkeitsbegrenzungen an gefährlichen Straßenabschnitten, generell nachts, bei Regen oder für Fahranfänger.

Frühere Vision-Zero-Konzepte sahen auch vor, Fahrradwege von der Autofahrbahn und vom Fußweg zu trennen. Um gleichzeitig eine effektive Nutzung des Fahrrads im innerstädtischen Nahverkehr zu erreichen, ist dies mit einem hohen baulichen Aufwand verbunden. Die sichere Zusammenführung der Verkehrswege für Autos, Fahrrädern und Fußgängern an Knotenpunkten ist kompliziert, weshalb die Separation von KFZ- und Fahrradverkehr im innerörtlichen Verkehr mittlerweile vielfach nicht mehr als sicherheitsfördernd angesehen wird. 

 

Umsetzung

Seit 1997 verfolgt die schwedische Regierung das Ziel, bis 2015 alle schwedischen Straßen nach diesem Prinzip zu gestalten. Alle neu gebauten Strecken werden nur nach dem Prinzip der Vision Zero gebaut und die alten Straßennetze werden aufgerüstet. In Deutschland beschloss 2007 der Deutsche Verkehrssicherheitsrat Vision Zero zur Grundlage seiner Verkehrssicherheitsarbeit zu machen. Die Schweiz arbeitet an einer eigenen Umsetzung der Vision Zero. Die Projekte „Vesipo“ (eingestellt) und „Via sicura“ (aktuell) versuchen, Vision-Zero-Konzepte bei Minimierung von Kosten und Behinderung des Verkehrs zu erreichen. Die Europäische Kommission hat als Ziel das Jahr 2050 angesetzt, an dem „nahezu niemand“ auf europäischen Straßen sterben wird.

 

Realisierung

Die Vision Zero ist inzwischen in Bezug auf die Verkehrstoten bereits in einigen Städten für den Innerorts-Bereich Realität geworden. Allein in Deutschland gibt es unter den 181 Städten über 50.000 Einwohnern 100 Städte, die im Zeitraum 2009 bis 2012 dies mindestens einmal geschafft haben. In Europa haben die Hälfte der mehr als 1100 Städte aus 18 Ländern mindestens einmal keine Verkehrstote verzeichnet. 

Literatur

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How Dreams can become reality - Vision Zero 20 years
2017057-17_0194-rapport-nollvision-eng_l
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Saving Lives Beyond 2020: the Next Steps
200113_final-report-single.pdf
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